Der Wert der Natur

Die Natur erbringt eine Vielzahl von Leistungen, die unser Leben bereichern und unsere Wirtschaft unterstützen. Diese sogenannten Ökosystemleistungen umfassen unter anderem die Bereitstellung von Rohstoffen, die Regulierung des Klimas und die Reinigung von Wasser und Luft. Eine oft übersehene, aber wirtschaftlich bedeutende Leistung ist die Bereitstellung von Räumen für Erholung und Tourismus.
Touristische Nutzung von Ökosystemleistungen
Natürliche Landschaften wie Wälder, Seen, Berge und Küstengebiete dienen als Kulisse für zahlreiche Freizeit- und Tourismusaktivitäten. Diese Umgebungen bieten nicht nur ästhetische Erlebnisse, sondern auch Möglichkeiten für Aktivitäten wie Wandern, Schwimmen oder Vogelbeobachtung. Der Tourismus profitiert somit direkt von der Integrität und Schönheit natürlicher Ökosysteme.
Ein Beispiel hierfür sind Flusslandschaften, die als Naherholungsgebiete rund um Städte und Ballungszentren dienen. Freizeit- und Sportaktivitäten wie Jogging, Picknicken, Mountainbiking, Schwimmen und Wassersport sind typische Aktivitäten in und um Auen. 2008 unternahmen allein an der Elbe 145.000 Deutsche eine Urlaubsreise mit dem Fahrrad und gaben 83,5 Millionen Euro aus.
Ökonomische Bedeutung des Naturtourismus
Der Tourismus zählt weltweit zu den größten Wirtschaftszweigen. 2011 erzielte er nach Angaben der Welttourismusorganisation einen Gesamtumsatz von etwa 1030 Milliarden US-Dollar. Mit weltweit rund 100 Millionen Beschäftigten ist er eine große Branche. Grenzüberschreitende Reisen machen 25 bis 30 % des Welthandels im Dienstleistungsbereich aus. Für viele Regionen ist der Tourismus zur wichtigsten Beschäftigungsgrundlage geworden.
Herausforderungen und Nachhaltigkeit im Tourismus
Trotz der positiven wirtschaftlichen Effekte kann intensiver Tourismus negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, wie beispielsweise die Zerstörung von Lebensräumen, Verschmutzung und den Verlust der Biodiversität. Daher gewinnt der nachhaltige Tourismus, auch bekannt als sanfter Tourismus, zunehmend an Bedeutung. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die negativen Auswirkungen des Massentourismus zu verringern, indem natürliche Gegebenheiten am Urlaubsort erhalten und umweltschonende Praktiken gefördert werden. Beispielsweise wird die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bevorzugt, und im Urlaubsgebiet wird die verkehrsmäßige Erschließung auf ein Minimum reduziert, um die Natur möglichst unberührt zu lassen.
Grundlagen der Standortentwicklung im Tourismus
Die Entwicklung touristischer Standorte erfordert eine sorgfältige Planung, die sowohl ökologische als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt. Eine nachhaltige Tourismusstrategie sollte folgende Elemente umfassen:
- Situationsanalyse: Durchführung einer SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) und Benchmarking, um die aktuelle Situation des Standorts zu bewerten.
- Verbesserung der Rahmenbedingungen: Förderung der Tourismuswirtschaft durch effiziente Tourismusförderung, Verbesserung der Infrastruktur und Schaffung von Voraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften.
- Steigerung der Standortattraktivität: Aus- und Weiterbildung von Arbeitskräften, Förderung des Strukturwandels, Verbesserung der Dienstleistungsqualität und Erhöhung des touristischen Erlebniswerts.
- Konfliktpotenziale abbauen: Schonung von Umwelt und Natur, Ordnung und nachhaltige Nutzung des Raums, Stärkung des Tourismusbewusstseins in der Bevölkerung und Förderung der Gastfreundschaft.
- Stärkung des Marktauftritts: Förderung von Kooperationen, Unterstützung integrierter Marktbearbeitung und Schaffung von Instrumenten zur Beobachtung der Tourismusentwicklung.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung nachhaltiger Tourismusstrategien ist das Projekt "European Destinations of Excellence" (EDEN) der Europäischen Kommission. Dieses Projekt fördert nachhaltige Tourismusmodelle innerhalb der Europäischen Union, indem es Reiseziele auszeichnet, die herausragendes Engagement für soziale, kulturelle und ökologische Nachhaltigkeit zeigen.
Zukünftige Forschungs- und Handlungsfelder
Um die positiven Effekte des Tourismus auf Ökosystemleistungen zu maximieren und negative Auswirkungen zu minimieren, sollten zukünftige Forschungs- und Handlungsfelder folgende Aspekte berücksichtigen:
- Standardisierung von Bewertungsmethoden: Entwicklung einheitlicher Methoden zur Bewertung von Ökosystemleistungen, um Vergleiche zu erleichtern und die Integration in politische Entscheidungsprozesse zu verbessern.
- Integration in Unternehmensstrategien: Unternehmen sollten die Abhängigkeit ihrer Geschäftsmodelle von Ökosystemleistungen erkennen und Strategien entwickeln, um diese nachhaltig zu nutzen und zu schützen.
- Bildung und Bewusstseinsbildung: Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Wert von Ökosystemleistungen, um Unterstützung für Naturschutzmaßnahmen zu gewinnen und nachhaltiges Verhalten zu fördern.
Die Anerkennung und der Schutz der unbezahlten Leistungen der Natur sind von zentraler Bedeutung für eine nachhaltige Zukunft. Es liegt in unserer Verantwortung, diese Leistungen zu schätzen, zu bewahren und in unsere ökonomischen Überlegungen einzubeziehen, um sowohl die Umwelt als auch das menschliche Wohl langfristig zu sichern.