Systemische Analyse
Oft wird "systemisch" derzeit als Modewort falsch und irreführend (abgeleitet aus systematisch..) verwendet, ohne seine genaue Bedeutung zu hinterfragen. Fritz B. Simon hat in seinem kürzlich erschienen Buch “Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie” einen für mich treffenden Begriff für den wirtschaftlichen Kontext geprägt:
“Systemisch bedeutet für die verwendeten Erklärungen, dass sie aus der neueren soziologischen Systemtheorie abgeleitet sind. Bezogen auf Wirtschaft heißt dies, dass Wirtschaft als ein Kommunikationssystem begriffen wird. Und die Teilnehmer an dieser Kommunikation (Individuen wie Organisationen oder auch der Staat) werden als Beobachter konzeptualisiert, die jeweils sehr unterschiedlich beschreiben, erklären und bewerten können, was sie beobachten oder auch nicht beobachten (= Konstruktivismus).
Kein Beobachter hat – so die konstruktivistische Grundannahme – eine privilegierte Perspektive, von der aus er beanspruchen könnte, einen Zugang zur objektiven Wahrheit zu haben. Deswegen kommt es fast zwangsläufig zum Streit der Meinungen über die Auswahl der zu beobachtenden Phänomene, die Weise, wie ihr Zustandekommen kausal zu erklären ist, und – ganz besonders – wie bzw. nach welchen Kriterien ein so beobachtetes und erklärtes Geschehen zu bewerten ist.
Dass Bewertungen durch Beobachter für wirtschaftliche Fragen zentral sind, bedarf wohl keiner besonderen Betonung, schließlich liegt jedem Kauf und Verkauf eine Bewertung durch unterschiedliche Beobachter (Käufer / Verkäufer) zugrunde. Und dass solche Bewertungen verschieden sind, zeigt sich, wenn zum Beispiel der eine Beobachter bereit ist, eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Preis zu kaufen, der andere, sie zu verkaufen.”
Die andere - und bisherige Sichtweise ist die, aus dem Blickwinkel der kontinuierlichen Verbesserungsprozess Theorie. Hier steht die systemische Entwicklung für die Veränderung des Unternehmens zum lernenden Unternehmen im Mittelpunkt. Da die Mitarbeiter eine Teil des Kommunikationssystems des Unternehmens sind, steht dies nicht im Widerspruch - sondern ergänzt diese Sichtweise und macht das Gedankengebäude damit vollständiger.

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